gestern

... Von den Büchern

Information ist alles, Wissen ist nichts.


Die Bewohner des Globalen Dorfes halten ihre Hände schützend über die Köpfe, Information prasselt auf sie ein. Alle Gateways stehen offen, sämtliche Limits gebrochen, Datenlawinen wälzen sich von der Autobahn. <BR>Sie starren auf unförmige graue Kisten, die stehen auf ihren Wohnzimmertischen, aus deren Nabel geht eine Schnur in die Wand. In den Vorgärten thronen URLs wo einst Gartenzwerge hausten. "Habt ihr gesehen", raunen die Dörfler, "habt ihr es gelesen?", wispern sie, "seid ihr informiert?"
Und die angesprochenen antworten, einige lauthals, einige leise, "was denn?", "ach, schon wieder etwas Neues?", "das kommt uns irgendwie bekannt vor", oder "ja, ich erinnere mich"/"nein, völlig uninteressant".
Hinter vorgehaltener Hand aber machen Flüche und Verschwörungsformeln die Runde: Teufelszeug, Systemfehler, früher-war-alles-besser. In den Exorzismus-Vereinen werden FAQ-Listen verabschiedet, Fenster stehen offen und verwehren doch den Blick.

Eines Tages ergreift Hackobert II.4 das Wort: "Es ist zuviel Information in der Welt, unser Volk droht daran zu ersticken. Wir müssen uns befreien aus dem Netz, das uns die Sinne verwirrt, unsere Männer verführt und unsere Kinder zu Datenträgern degradiert. Ab heute soll jeder Bewohner und jede Bewohnerin dieses Landes wieder täglich ein Buch zur Hand nehmen, darin blättern und darin lesen!"

Da war der Ansturm auf die Verlagshäuser und Amazons groß, der Buchhandel blühte, prächtige Umsätze. Doch die Information wurde nicht weniger - und das Wissen war gering, wie bisher.


Die Moral von der Geschicht, das Buch ersetzt das Internet nicht, oder umgekehrt. Auf jeden Fall wird auch ganz schön viel Schrott auf Papier gedruckt, zwischen Buchdeckel geklemmt und im heren Handel verhökert. Der tausendste Ratgeber, wie man berühmt und glücklich wird, die eigene Großmutter gewinnbringend an die Börse bringt und obendrein seine Hausstauballergie hömöopathisch heilt.

     zurück


s
chlampe an alle