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... Russisches Roulette, 17. Juni Sie: "Komm, wir gehın da jetzt rein." Er: "Da willst du rein? Du spinnst wohl." Sie: "Ja, komm, wir trinken was an der Bar und dann verschwinden wir wieder." Er: "Ohne mich. Ich gehe da nicht rein. Das ist doch ein Etablissement." Sie: "Wie, ein Etablissement?" Er: "Na, du weißt schon. Knapp bekleideten Mädchen und so." Sie: "Ach was. Das ist 'ne ganz normale Bar." Er: "Schau dir doch die Preise auf der Karte an. Neun Mark fünfzig für ein Glas Wein, von wegen normale Bar." Sie: "Meinst du?" Er: "Ja, klar. Da gehen nur Männer rein." Sie: "Um diese Zeit geht da wahrscheinlich noch gar keiner rein. Also, wenn du das jetzt nicht gesagt hättest, ich wäre einfach reinmaschiert." Er: "Und was willst du dann drinnen?" Sie: "Naja, mal schauen. Wir müßten den Barkeeper irgendwas fragen." Er: "Ob er sich fotografieren lassen will, haha." Sie: "Hm. Ich traue mich ja auch nicht so richtig. Alleine würde ich da sowieso nicht reingehen. Aber mit dir ... Du bist ja schließlich ein Mann." Er: "Komm, wir gehen jetzt, ich habe Hunger." Sie: (grummel, grummel) "Reizen tät's mich ja schon .." Er: "Vor zehn Jahren wäre ich mitgegangen, früher habe ich solche Sachen gebracht. Das wirfst du mir jetzt wahrscheinlich den ganzen Abend lang vor, daß ich nicht mit dir in die Derby Bar gegangen bin." Sie: "Ja, was soll ich denn jetzt schreiben? schlampe ist feige?" Er: "Komm, wir gucken mal in den Hinterhof. (Sie gehen in den Hinterhof) Was gibt es denn hier. Schau, da oben auf dem Balkon, alles nett begrünt, und da, wer hat denn allles sein Büro hier." Sie: "Och, das ist doch langweilig." (Sie gehen wieder aus dem Hof auf die Straße, stehen unschlüssig vor dem Eingang der Derby Bar herum. Zwei Männer kommen aus der Bar, dicke Bäuche, Freizeitkleidung. Der eine trägt Tüten mit Zwiebeln, Kartoffeln und Gurken.) Sie: (flüsternd) "Schau dir die an, die müßte ich direkt fotografieren. Schade, daß ich kein Tele habe, dann könnte ich auf der anderen Straßenseite lauern." Er: "Ja, komm, wir gehen jetzt. Wo wollen wir den essen?" Sie: "Ich habe noch keinen Hunger. ... und du willst wirklich nicht rein?" Er: "Nein. Mir ist das jetzt auch langsam peinlich, hier rumzustehen." (Ein weiterer Mann kommt aus der Bar. Sieht irgendwie bekannt aus.) Sie: (aufgeregt) "Du, das war doch der, der, .... na, wie heißt der?" Er: "Ja, klar, der, wie heißt der noch, aus dem Fernsehen. Wahnsinn, was macht denn so einer in der Derby Bar! Meinst du, das war er wirklich?" Sie: "Sah dem verdammt ähnlich. Mensch, mir fällt bloß der Name nicht ein, das glaubt uns ja keiner." Er: "Ich glaubıs auch nicht. Es gibt ja so Leute, die wie irgendwelche Berühmtheiten aussehen." Sie: "Das war er, garantiert." Er: "Ach, nee, das ist einfach zu unwahrscheinlich. Und wir gehen jetzt auch. Du kannst ja schreiben, wen du alles tolles in der Derby Bar gesehen hast. Erfinde doch einfach eine Geschichte. Ist doch eh' Kunst." (Ein Wagen fährt auf den Gehsteig. Hält an. Verdunkelte Scheiben. Aus der Beifahrertür steigt ein Typ mit Hut aus, Sonnenbrille, grauer Anzug. Er checkt kurz die Straße, geht schnell hinter den Wagen, öffnet den Kofferraum, holt einen riesigen, braunen, sichtlich schweren Überseekoffer heraus verschwindet in der Derby Bar. Der Wagen rollt rückwärts vom Gehsteig, reiht sich in den Verkehr ein, weg.) Sie: " " Er: "Na, ich möchte nicht wissen, was da drinnen für Geschäfte gemacht werden." Sie: "Was wohl in dem Koffer war?" Er: "Kartoffeln." Sie: (verzieht das Gesicht) "Ja, wir gehen ja gleich essen. Nur noch ein bißchen, jetzt wird es doch gerade erst spannend." Er: "Ich gehen dann schon mal voraus ..." Sie: "Jetzt warte doch. Alleine bleibe ich nicht hier. Warte mal, ich muß wenigstens noch ein Foto vom Eingang machen." (Er ist bereits gegangen. Sie knippst den Schriftzug der Bar und darunter die auf die Rolläden gemalten Pferden. Sie verstaut die Kamera in ihrem Rucksack. In diesem Moment wird einer der Rolläden hochgezogen, das Fenster dahinter geöffnet. Ein Pferd wiehert. Das Fenster schließt sich, der Rolladen rollt runter. Als sei nichts geschehen.) |
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... Männer sind Persönlichkeiten (Gastbeitrag) |
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