gestern

... Kaugummi III

An meinem Schuh klebt ein Kaugummi aus der Goethestrasse. Den werde ich nicht los. Ich versuche, ihn abzukratzen, versuche es mit Alkohol, keine Chance. Da hilft nur eines: weitergehen.

So auch in Real Life, Dinge bleiben kleben. Persönliches Karma, Schicksalsmelodie, individualisierte Ohwürmer, winden Widerhaken ins Fleisch, Wunden, die nie verheilen. Ausweichen, großspurig das Unvermeidliche umschreiten, geht nicht. Neuanfang, vergiss es. Im neuen ist das alte immer inklusive. Aussteigen, auswandern? So groß kann das Universum nicht sein, als daß an der nächsten Wegkreuzung nicht schon wieder das eigenen Ego herumlungerte, einladend winkte.
Die Phrasen klingeln verlockend: ab morgen wird alles anders, diesesmal wie nie zuvor, habe mich total verändert, neugeboren, alles frisch. Kulturspezifische Erwartungspanoramen, ultimative Bikini-Diäten, Neue Heimat Beschwörungen, Selbstverwirklichungsworkshops, die Palette käuflicher Inkarnationsoptionen scheint schier unermeßlich, mit jeder Ausgabe von "Mens Health" ein paar mehr.

Genau besehen jedoch, bleiben die Muster die selben. Das neue Eigenheim ersetzt nicht den Berufs-/Beziehungsfrust, kein Kraut gewachsen gegen ererbte Orangenhaut und selbst down under in Australien passiert das Unglück nach dem gleichen Schema. Du entkommst dir nicht und nicht den Kaugummis, die auf deinem Weg auf nur deine Sohlen warten.

     zurück


s
chlampe an alle