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... Wo reiten sie denn? 24. August Ist die Goethestrasse frauenfeindlich, gibt es männliche, weibliche Strassen? Haben die Typen das nötig? Heute frage ich mich das, Hausnummer 3, Sexyland, 192 Programme in jeder Kabine. Wahrscheinlich schon, Sexyland ist stark frequentiert. Kaufe mir ein Eis, unauffällig auf der gegenüberliegenden Strassenseite, beobachte was passiert. Sie gehen aus und ein, langsamer und schneller, schlendernd oder gehetzt, im Anzug oder Freizeitkleidung leger, mit Pilotenkoffer, Aktenkoffer, noch den Geldbeutel in der Hand. Was sind das für Männer? Klebt Sperma an ihren Händen, stehen ihre Hosen offen, haben sie auch andere als feuchte Träume? Einer kommt raus, sieht mich stehen, eisleckend, das Loch von Sexyland im Blick, überquert die Fahrbahn, auf mich zu. Klar, was jetzt kommt. Ich verstehe ihn nicht, akustisch, was? Er tritt näher ran, gedrungen, rosa Hemd, Woody Allen aufgedunsen, Knollennase, riesen Poren, sagt "Hast du für mich Zeit?". Ich meine, was denkt der sich eigentlich? Sehe ich so aus? Ich? schlampe? Passiert so etwas je einem Mann? Dass er angesprochen wird von wildfremden geilen Böcken, geduzt, allein die Vorstellung, diese Nase nackt! Igitt, auf meiner Haut! Drängt sich in die Gedanken, hat mich schon angefasst, mich belästigt, meine Intimsphäre verletzt. Also, frage ich noch einmal: was hat Sexyland mit mir zu tun, Frau? Sind die Typen dort doch gut aufgehoben, unter sich. Abwischbare Kabinen, Phantasien hinter Glas. Territorien des Chauvinismus, wir müssen draussen bleiben, Sexyland, Videoworld, Marlboro Country. Virtuelle Welten, wo Männer noch Männer und Geld und Schwänze hart. Vs. Echtwelt draussen, Klebrigkeit erkaltet, Differenzgefühle, Verlust. Wer jetzt den kleinen Unterschied nicht peilt wird gefährlich. Gefährlich wie Knollennase, gefährlich wie der Papst. "Die Sünde ist der Menschen Verderben", klebt ein Zettel am Lampenpfahl. |
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