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... Geliehen, nicht zurückgegeben, 29. Juli Die einen bleiben stehen, die anderen gehen vorbei. Die vorbeigehen sind in der Mehrzahl nicht von hier. Sie ziehen Reisehabseligkeiten in kleinen rollenden Köfferchen hinter sich her. Sie tragen unschicke Sonnenhüte auch nachts um halb elf. Sie kommen als Horde, selten allein. Ihr Gang hat ein Ziel: das Hotel, der Bahnhof. En passant werfen sie denen, die stehen geblieben sind, Wortfetzen zu, exotische Sprachpartikel, Mitbringsel von irgendwo, Transitpalawer von nebenan. "... auf der einen Seite sehe ich das ganz positiv...", "... ich habe zur Zeit ein ganz schlechtes Bild. Da gibt es einen im Haus, der sein Gerät nicht entstört ..." "... der füllt die Überweisungszettel immer so aus, daß er zwei Kästchen für einen Buchstaben braucht. Dann kann der Computer das nicht lesen und die müssen das von Hand eintippen..." - "Recht hat er!" Die in Bewegung bemerken die Stehenden kaum. Die Stehenden geben sich bewegungslos, sind sie aber nicht. Sie spähen in Schaufenster, air alfa, buchen, packen, sparen, fünfhundertneunundneunzig zur Türkischen Rivierea. Sie vergleichen die Sonderpreise der Telefone bei KESER INTERNATIONAL, Telefone ohne BZT-Zulassung, nur für Export. Sie schauen an der altrosa Fassade empor, gelb leuchtet das Schild, GRÜNE'S LEIHHAUS. Das könnte eine Geschichte werden, denke ich mir: Jussuf, Kebapwirt, fettfreie Träume, versetzt die Dönerdrehspiessanlage im Leihhaus, reicht gerade für ein Ticket in die Türkei und für ein dutzend Telefone, Taschengeld später, daheim, für Mama ein Plastikblumenbouquett. Oder so ähnlich. Haus Nr. 8. |
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