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... HEIMATMUSEUM, Exponat Nr. 28 (4. Juni, 2001)

Nr.28 Vergessen Sie nicht: es geht um Heimat. Um den Ausgangspunkt und das Ziel, den Weg und die Suche, das Zurückgelassene und das Ersehnte, das Geliebte und das Befremdende, das Symbolische und das Konkrete. Vorerst vorletztes Exponat: die Brücke.

Maximiliansbrücke heisst sie, dreckig grün der Fluß darunter, bayerisch himmelblau darüber. Da sind die Engel, der vom Maximilianeum mit den Lorbeerkränzen, Isaraufwärts güldener Friedensengel und einer auf der Brücke selbst, kriegsmächtig steinern, unschlüssig blickend, wohin mit der Weltkugel in meiner Hand. Ja wohin? In die City oder nach Haidhausen, hinab oder hinüber, ins Wasser oder weiter. Eine Brücke ist kein Ort zum bleiben, allenfalls bei Geldknappheit darunter Obdach aufzusuchen, allenfalls darauf kurzzeitig zu verweilen. Einen Traum lang, eine Todessehnsucht lang. Die Brücke ist das transitorische Prinzip, von hier nach da, vom diesseits in das jenseits. Wer Brücken überquert lässt etwas hinter sich. Wer Brücken überquert hat etwas vor.

Luxus der Willenlosigkeit; wer auf der Brücke stehen bleibt hat keine Eile. Wer auf der Brücke stehen bleibt, auf dieser, glaubt es kaum, sieht Dschungel, üppig grün die Stadt, der Fluß verschwenderisch umwuchert. München am Amazonas, denkt man, ab- und aufwärts weitere Brücken; es gibt immer mehr als einen Weg. Den Steg zur Praterinsel, Ludwigs-, Luitpolddbrücke. Von hier aus wirkt alles gelassen großzügig, grandios. Unprätentiös urban und übertönt vom Rauschen des Wassers. Lächeln und nicht wackeln.


Vergessen Sie also nicht diesen Moment des Übergangs. Den Zauber der Brücke. Gleichzeitigkeit. Geduld.

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