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... Nachtaktiv dank Doppelherz, 19. November Im Schaufenster Doppelherz, daneben verschiedene Lammfellunterwäsche, -strümpfe, -hausschuhe, außerdem Heizdecken. Es weihnachtet ... was sonst kann man seinen lieben älteren Angehörigen schenken. Kölnisch Wasser, Pralinen, Oil of Olaz? Jedes Jahr das gleiche Dilemma. Ich hatte nicht daran gedacht, aber es ist das letzte voradventliche Wochenende. Der Countdown hat bereits begonnen. In den Bäckereischaufenstern stehen die Nikoläuse und Weihnachtsmänner in allen Größen, dazwischen auch Schneemänner. Weihnachtsfrauen, wie es sie letztes Jahr aus Schokolade gab, habe ich bisher noch keine gesehen. Dafür scheint die Nikola dieses Jahr bei West angeheuert zu haben. Von den Litfaßsäulen lacht sie im knappen roten Dress. Schlampe braucht zur Stärkung ihrer Leistungsfähigkeit und zur Steigerung ihres körperlichen Wohlbefindens jetzt was anderes. Am besten einen schönen Milchkaffee mit viel cremigem Schaum. Die Bedienung ist überaus freundlich und zuvorkommend. Ein großer, breitschultriger und muskulöser, dunkelhaariger Typ. Er wiederholt meine Bestellung in meinem Tonfall. Ich bin irritiert. Er lächelt mich freundlich, aber verständnislos an. Sekunden später steht das Bestellte auf dem kleinen Bistrotisch. Auch sonst reagiert er auf jeden Lidschlag und bringt das Gewünschte. Wird er nicht gebraucht, steht er in ausreichendem Abstand bereit. Weit genung entfernt, um die Privatsphäre der Gäste nicht zu beeinträchtigen, nah genug, um sofort zur Verfügung zu stehen, sollte er verlangt werden. Er steht einfach da, unaufdringlich, einsatzbereit. Stand-by. Kaum ist der letzte Bissen gegessen, der letzte Schluck genommen, räumt er das nicht mehr benötigte Geschirr ab. Er nähert sich lautlos. Er ist so perfekt, daß es unheimlich ist. Mir dämmert die Lösung. Prototyp. Dienstleistungswüste Deutschland in blühende Landschaften überführt dank des Einsatzes künstlicher Intelligenz. "Von Intelligenz kann keine Rede sein", unterbricht mich meine Begleitung. Stimmt, wahrscheinlich nur eine Beta-Version. Zumindest das Kommunikations- und Sprachmodul ist noch ausbaufähig. Auch die Rechenleistung beim Zahlen muß die Kundschaft selbst erbringen. Trotzdem faszinierend. "We're happy to serve you" steht in den USA auf den Kaffeepappbechern. Er sollte zumindest ein T-Shirt mit dem Spruch tragen. Ein männlicher Mitmensch der neuen C-Klasse. C wie Cyborg. |
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