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... Goldgräberstimmung, 16. November

Worüber ich nicht reden kann, darüber soll ich schweigen?

Güldenes Schweigen, reden Cash. Streichen die Flimmeranstalten ein, Betroffenheitsorgane im Dienste des Infotainments, Horrorvisionäre, Teufelseintreiber und Blutschürfer. Reality TV live aus der offenen Wunde. Jede Katastrofe bar-codiert, Quotentote aus aller Welt. Selbst die SZ bringt auf dem Titel ein Bild in Farbe. Obdachlos in eisiger Kälte, Chronik der Verwüstung, die Nummern der Spendenkontos für den Feedback-Kanal. Zwei Tage später rutschen die Schlagzeilen von vorgestern ins Vermischte von heute.

Was fangen wir an mit den Fakten, den Zahlen, 17 200 im August, seit Freitag 547 und 3300 verletzt. Geht mich das überhaupt etwas an? Sehe Türkei, denke: mein Thema. Erdbeben in Düzce, Stein des Anstosses, daran ich meinen Sprachwitz wetze. Kann ich doch nichts aus meiner zentraleuropäischen Komfortperspektive über Leiden sagen, nichts der Authenzität des Schmerzes parallelsetzen. Kalt ist für mich der Weg von der U-Bahn ins Kino. Sehe Obdachlose im Stachus-Untergeschoss. Gezeltet habe ich auch schon, im Sommer am Gardasee. Näher komme ich nicht.

Doch also Schweigen, der Rest.

Oder eine andere Stimme finden, Geschichten erzählen, hier spricht Aysen.



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chlampe an alle