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... true or false, 10. November Ich könnte auch lügen. Schreiben über neunundneunzig, den Elefanten, den ich dort gesehen habe. Dickleibige Herren mit beleuchteten Eiffelturmattrappen unterm Arm. Fliegende Tintenfische, bei rot über die Ampel. Könnte Wirklichkeiten behaupten, ohne sie zu kennen. Realität oder Fiktion, und wer sollte das auch beurteilen? Hängt diesem Medium ohnehin der Ruch des Erfundenen an, erzählend bin ich also. Könnte ich, tu's aber nicht. Das ist die reine Wahrheit; Vertrauenssache. De facto war es nämlich so: kalt, nass, sehr sehr ungemütlich. Kein Wetter, um Hunde aus dem Haus zu jagen und Schlampen erst recht nicht. Es hat sogar geschneit, ich schwörs'! Dagegen drinnen, warm, ich blieb. Und schrieb: einen kleinen Exkurs. Zum Beispiel über Balzac. Wurde vor zweihundert Jahren geboren, Sohn eines Rechtsanwalts, freudlose Kindheit, Klosterschule. Studium in Paris, nach Abschluß der ersten juristischen Prüfung weigerte er sich, Notar zu werden. Führte ein elegantes, verschwenderisches Leben auf Pump, stets von Gläubigern verfolgt und Geliebten. Bis zum Tod mit 51 schrieb er: Gesellschaftsbilder, Zeuge seiner Zeit; "Glanz und Elend der Kurtisanen", "Menschliche Kommödie"; wie ein Besessener schrieb er bei exzessivem Kaffeegenuß die Nächte durch. In einer Zeit, in der die Soziologie als Wissenschaft entstand, hielt er seine Umwelt in Erzählungen, Romanen fest. Eines Tages kam Fanpost von der Gräfin sowieso aus Polen. Glühender Brief, unterzeichent mit "Die Fremde". Balzac antwortete. 4 Monate brauchte ein Brief von Paris nach Polen. Die beiden schrieben sich weitere 32 Jahre lang, lernten sich später persönlich kennen, heiraten fünf Monate vor Balzacs Tod. Eine Mail ist in ca. 40 sec beim Empfänger. Schlampe empfängt übrigens auch Fanpost. |
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