... Yes, yes, 30. Dezember
Albert Einstein, Person of the Century, der Papst, Survivor of the Century, Jeff Bezos, Mann des Jahres, Helmut Kohl, Looser des Jahres, Rückblicksflimmern. Eine Parade Auserkorener defiliert durch die Wohnzimmer, Verlierer, Gewinner, Best Ofs' säumen Worst Cases, die Guten Alten vs. das bevorstehende Schlimme, Y2K.
Was TIME Magazine kann schlampe auch: kürt die Frau des Jahres 1999. Klammer auf, das hat zwar mal wieder überhaupt nichts mit der Türkenstrasse zu tun, aber in der Türkenstrasse ist heute Stau und das reimt sich auf Frau. Genau! Klammer zu.
Oder doch. Die Frau im Spiegel, Verkäuferin im Taschenladen, unbeobachtet von nicht anwesender Kundschaft. Die Frau, die im selben Moment die gleichen orangenen Schuhe probieren will wie ich. Die Frau mit asiatischen Gesichtszügen, Exponat in der Galerie Ecke Adalberstrasse. Die Frau mit der Telefonnummer 0173-9718661 "Wenn Sie noch keine Silvesterrobe haben rufen Sie mich an." Die Frau im Pelztier. Die Frau, die vom Typen vor dem Sauselitos angerufen wird. Die Frau, die er nicht anruft. Die Frau im fünften Stock ohne Klingel. Die Frau auf dem Titelblatt. Frau Kiermeier. Die vielen Frauen mit Eigenschaften. Leidenschaften.
Eine aber die Favouritin, and the Winner is:
Aus Ostdeutschland stammende Verkäuferin. Blondiert geschundenes Haar, sächselnd, schmale Lippen, fahler Teint. Unerwartet freundlich; entgegenkommend, unverhofft. Verkaufen macht Spass, Freude an Dingen, die andere besitzen werden. Zeigt mir die Sonnenseite des Konsums. Ein Licht geht auf, ein Hoffnungsschimmer. Das Gute in der Welt so nah! Bei Tretter, Schlecker, Tengelmann, bei Kaufhof hintern Schuhregal. Oh, unbenannte Frau des Ostens - ehrlich, schön, dass es dich gibt!
