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... Weihnachtsmärchen, 24. Dezember So begab es sich zu jener Zeit, 24.12.99, die Uhr hatte schon zwölf geschlagen, dass im ganzen Stadtgebiet Menschen verschiedensten Alters und Geschlechts verzweifelt, leere Hände ringend durch die nassen Gassen pirschten. Das Fest der Familie rückte unaufhaltsam näher, Gatten, Gattinnen, Großeltern, Geschwister, Papa, Mama und der Freund des Hauses ohne Geschenke. Und kein Händler weit und breit, kein Kiosk, keine Tanke, kein noch so liberaler Türkenladen, hatte seine Theke noch besetzt. Alles zu; ab 27. wieder für Sie da. Da machte plötzlich die Kunde von einer letzten Möglichkeit die Runde. Es gäbe da so eine Website, da könne man, wenn man sich beeile, genaueres sei nicht bekannt, ohne Abbildung, ohne Gewähr. Die einen meinten, Humbug, Verarschung, Kunst, die anderen raunten, witzig, praktisch, E-Commerce. Wieder andere eilten rasch nach Hause, stöpselten die Kabel in die Wand, wählten www und gaben ihre Bestellungen auf. Kurz darauf, Türkenstrasse 50, die Uhr schlägt drei. Verstreute Menschenansammlung, gespanntes Warten. Wer wird recht behalten: Die Skeptiker? Die glauben? Die mit der Sammelbestellung? Die Neugierigen, die nichts bestellt, gekommen sind zu gucken? Fünf nach drei, die Menge wächst, manch einer vertraut manch anderem an, warum er hier ist. Ach, Sie auch! Dann hält ein Lieferwagen; Frau am Steuer? Nein. Ein Mann steigt aus, das Murmeln stirbt, geht um den Wagen herum und öffnet hinten die Klappe. Von einer langen Liste ruft er Namen auf, genannte drängen sich nach vorne. Es gibt Pakete gegen bares. Minuten später ist der Wagen weg. Geschenkereich und gabenfroh geht jeder/jede seines/ihres Weges, daheim wartet, Oh, Seelige, ein Baum. Das Fest gerettet, der Abend auch, Schlampe sei dank, ich wünsch' euch was. Umtausch ist übrigens ausgeschlossen! |
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