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... HEIMATMUSEUM, Sonderexponat Nr. 21 (26. Februar, 2001)

Nr.21 Der Faschingskrapfen
oder: rot muss es sein!
Nein, Büttenreden kann ich nicht. Und will es nicht! Tättää.
Will weder Herzen mir auf Backen malen, noch Ringelhemden, -socken tragen.
Verpasse jeden Ball deliberat und klebe mir auch morgen keinen Bart.
Ich sammle kein Konfetti übers Jahr und tu nicht so als ob ich Cowboy wär.
Denk ich bei mir, lass doch die Jecken und Narresinnen in ihren Faschingsburgen spielen, lass sie an Feiglings-Fläschlein hängen und sich mit Luftschlangen bepusten. Nein, nichts für mich, die fünfte Jahreszeit, nicht mehr, nicht ohne Krapfen. Krapfen, sag ich! Echte Faschingskrapfen! Glaubt nicht, ihr wüsstet, was das ist.

Ein Faschingskrapfen - so einen hab ich hier noch nie gefunden - ist nicht nur rund und nicht nur weich und nicht nur außen fast so süß wie innen. Ein Faschingskrapfen ist - einmal im Jahr und nur für kurze Zeit - was alle Schicklichkeit verletzt, ist rund und weich und außen fast so klebrig wie auch innen. Ein Faschingskrapfen, ach, esst nicht, was sie euch überall verkaufen! Modernes Zeug mit Nougat, Punsch, Vanille, mit außen Kouvertüre, Schoko, Zuckerguß, mit Wucherpreis pro Stück und Aprikosenkonfitüre drin. Das sollen Krapfen sein!? Das soll an dunkle, heidnisch, wilde Bräuche rühren? Hexen und Geister steht mir bei, schafft einen Faschingskrapfen, besser zwei. Zwei außen weich und rund, und meint ihr denn, Pappnase käme, weil man sich was auf die Nase pappte? Oder von Pappe gar? Nicht auf die Nase, nein. Die Nase selbst pappt fest, schiebt zwischen Krapfen sich hinein, drängt hin zur wohl geformten Rundung, die süß verlockt, bestäubt von Puderzucker und alle Hände voll und jeder Finger klebt, gräbt gierig Mund nun Zähne tief ins weiche, helle Fleisch des Krapfens; schmeckt köstlich, ahnt schon, ach, Gefahr!, hinein und Biss für Biss, bis: PLÖTZLICH ROT! quillt zäh und dunkel aus dem Innern rot, so dunkelrot, so überall und über alles rot und noch viel süßer, klebriger, schmiert rot Tabu auf Lippen, Nase, Hände ...


So einen Faschingskrapfen mein ich, echt, gut, gefährlich nur mit Hagebuttenmus. Aber was Wunder, das es den nicht länger gibt. Angst vor Kontrollverlust. Tatü tättää. Gefahr gebannt.

Und ich?


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... Drauf einen Reim:


s
chlampe an alle