gestern

... Vom Tanz durchs verwaiste Foyer

Mimi hat jetzt auch Hunger. Doch sie wagt es nicht, den Vorraum des Theaters zu betreten, nicht mit klammen Fingern den Knauf zu greifen, sich gegen die Tür zu stemmen, die so schwer nicht ist. Drinnen wäre es warm.


Drinnen sind immer die anderen, die mit den Premierenabos fürs Parkett. Die sich laut ins Foyer drängen in der Pause, diejenigen in deren Münder die Häppchen wandern, von denen für Mimi nur die abgefressenen Zahnstocher bleiben. Die pieksen ihr ins verschmähte Herz. Das blutleer, sodass kein Tropfen rot; Wein, wann das letzte mal? Und selbst wenn sie die Kraft besäße, die Tür zu öffnen, selbst wenn sie hineinginge, selbst wenn dort vor dem Spiegel neben dem Kassenraum einer säße, einer, der sie zum Tanz aufforderte, zum Tanz durchs verwaiste Foyer, sie über glattpolierten Mamor schleifen würde, ihr eine Münze reichen, 50 Pfennig zum telefonieren. Damit sie den Pizzadienst rufen könnte und der brächte zwei große Schachteln mit dampfenden 'funghis inamorati' drin, mit dick Tomaten, Käse drauf und eine Flasche Bardolino als Geschenk des Hauses. Selbst wenn das Glück so zugeneigt blieb es unfassbar nah, immer kommt etwas dazwischen, zwischen Mimi und das, was Leben heißt. Nun also dieses Schild:
"Wegen Rationalisierungsmaßnahmen bei der Telekom ist dieses Telefon hier abmontiert worden. Trotz Protesten des Statstheaters am Gärtnerplatz bleibt die Telekom unnachgiebig." Arme Mimi.


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chlampe an alle