gestern

... HEIMATMUSEUM, Sonderexponat Nr. 12 (24. Dezember)

Nr.12 Ode an die Wunderkerze.
Oh du Geliebte meiner siebzehn Sinne,
Du deiner dich dir, ich dir, du mir. Wir?
Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Board.
Lieder, die wir lange nicht sangen. Wie Weihnachtslieder.
Wir standen unterm Weihnachtsbaum und staunten.

Jetzt stehen wir davor oder daneben oder es steht überhaupt keiner mehr da. Oder der Avocadobaum wird einen heiligen Abend lang verkleidet mit einer Perücke aus Lametta. Und da am Baum und alle Jahre wieder erklär ich meine Liebe ihr: der Wunderkerze.

Oh du Geliebte, allein dein Name! ist schon Verheißung mir. Wunder über Wunder; ich weiß, es wird einmal und alle Träume wahr. Schaut nur wie es leuchtet, wie es sprüht! Und Mutter rief noch: passt auf den Teppichboden auf. Aber wen kümmern schon die Ängste der Mütter, wenn es darum geht, nach Sternen zu greifen. Weihnachten ohne Wunderkerzen ist wie Maria und Josef.

Dabei sind sie so unscheinbar diese Stängchen, ohne Feuer nichts. Halte eine Flamme an die Spitze, sachte anwärmend, lasse sie heiß werden, heißer bis glühend bis - nein, noch nicht, aber gleich; süßes Moment der Spannung, komm, komm - es zischelt, das erste Sternchen spritzt und mehr noch, immer mehr, golden, glitzernd, lachend, Funkenschauer, Sternenregen. Oh Komet von Bethlehem hoch zehn mal zehn!

Bis es ausgeregnet hat. Bleibt abgebrannt, verschrumpelt, krumm was eine Wunderkerze war. Aber ach, es war so schön und stets zu kurz und manchmal tränennah. Oh fröhliche, unstille Nacht, wir Mädchen wissen schon, warum wir Wunderkerzen lieben.

     zurück


s
chlampe an alle