... HEIMATMUSEUM, Exponat Nr. 9 (13. Dezember 2000) Über die Unvereinbarkeit von Fühlen und Sein, über theoretische Ordnung, ein Geständnis und das Hündchen Viola. Über die Sehnsucht eines Seemanns aus Hamburg. Nach einem Tag so ereignislos wie der Besuch des Elisabethplatzes am 12. Dezember kurz vor 18 Uhr. Einige Marktbuden sind schon geschlossen. Le Beaujolais est arrivé. Die Lena von Obst - Gemüse - Südfrüchte Karel Huczala flirtet mit Günther Unrecht. "Is des mei Geschäft, oder was?", sagt sie. Er: "Hams scho recht, Frau Lena. Meins ghört eh' dem Finanzamt." "Transparenz in öffentliche Kassen" fordert auch der Bürgerentscheid www.omnibus.org (was es alles gibt: "Der Omnibus ist ein gemeinnütziges Unternehmen für soziale Kunst, inspiriert durch den erweiterten Kunstbegriff von Joseph Beuys. Unternehmensziel ist die Soziale Skulptur."). Flugbrust müsste man haben. Oder frisches Faßkraut. Der Seemann rümpft beim Anblick der Nordsee die Nase. Blickt den tiefgekühlten Fischen in die trüben Augen. Ach, Schleie, Saibling, Hecht, kein Egli; einladend leuchtet es aus der guten Verkaufsstube von Fluß & Seefische Willinger heraus. Der Seemann seufzt, zuviel Süßwasser im Süden. Das Hündchen Viola, trotz Verbotsschild nicht an der Leine, hebt das Bein am Kinderkarussell. Zwei bis drei Penner auf Bänken beim Feierabendbier. So weit lass es nicht kommen, denkt der Seemann und füttert die Chrisbäume hinter den Gittern. Der Himmel schon lange nicht mehr rot. Der Mond erst gestern voll. Im Wintergarten (Wirtshaus, Cafe, Biergarten) saß ich im Sommer einst mit meinem Liebsten und hab' ein Bockwürstlein verspeist. Der Seemann fragt eine Unbekannte "nach dem Klang ihres potentiellen Weckers". Meeresrauschen, säuselt diese und wundert sich über seltsame Formulierungen. Hätte er doch nach ihren potentiellen Wünschen gefragt, nach potentiellen Regentagen und der potentiellen Ordnung der Gefühle. Sie hätte allen Konjunktiven getrotzt und gestanden: FB.
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