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... HEIMATMUSEUM, Exponat Nr. 4 (21. November 2000)

Nr.4 Vom Olympiastadion
ñ Franz: Ja, es ist mein Baby, aber er und Sybille bleiben zusammen, denn wegen eine Affäre mit der Sekretärin trennt man sich ja nicht gleich. Generell sollte man sich ja das überlegen mit der Trennung, vor allem verheiratete Paare haben dabei viel zu verlieren, Bett, Haus, Garten, Sorgerecht, gemeinsame Weihnachtsfeiern, neue Autos, alte Gewohnheiten; aber hier geht's zur Story (www.bild.de/service/archiv/ 2000/nov/21/sport/beckenbauer/beckenbauer.html) -
zur Neureutherstraße 5 . Nieselregen und stehengelassene Fahrräder, ausrangierte Teppichrollen neben der Eingangstür, verblichene Gartenzwerge im Fenster, einer aufblasbar, aber die Luft ist schon lange raus. Und die Gardinen gehörten mal wieder gewaschen, die Scheiben mal wieder geputzt. Flasche Jack Daniels steht auch da, jemand sitzt vor dem Computer und in der Küche brennt das Licht. Trennungsgründe finden sich in jedem Haushalt wie Gegenstände von IKEA.

Wie der Sessel, in dem Markus W. lümmelt, der dieses Exponat gespendet hat. Gerade aufgestandenden ist er, draussen regnet es und bei Regen ist gut lange schlafen. Bis weit in den Nachmittag hinein und nicht am Wochenende. Drinnen ist es warm, gemütliche Musik, die Schuhe auch heute nicht geputzt und den Abend zuvor bereut. Aber was soll's. Sie hat sich rasch angezogen, blond ist sie und die Jacke blau, adidas-Streifen und "was magst du zum Frühstück". Jetzt ist sie schnell mal zum Bäcker, während er da sitzt, ein bisschen im Boris Vian blättert ohne ein Wort zu lesen. Schaum der Tage, ja, ein Tag wie in die Badewanne gekuschelt, Körpertemperatur. Sie kommt zurück, hat seinen Schlüssel mitgenommen, klappert in der Küche, bald Kaffeeduft. Er schaut durchs Fenster in den Himmel, grau ist der oder die Scheiben gehörten mal geputzt, die Vorhänge gewaschen. Und sie bringt das Tablett herein, sie beissen in Brötchen, schlürfen süßen Kaffee, und Markus denkt, aber nur so nebenbei, vielleicht ist sie es ja, diejenige, und fühlt sich wohl in seiner Haut, manchmal wie heute, und sie reden gar nicht viel und Markus legt eine neue CD ein und sie hat einen Mohnsamen zwischen den Vorderzähnen und später kriechen sie vielleicht wieder ins Bett und um sechs wird es auch schon dunkel.

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chlampe an alle