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... Wimperntusche, viele - 13. Juli 2002


Ich höre das Gras wachsen am Hauptbahnhof, ich höre mein Handy knistern, bevor es klingelt. Ich höre Redewendungen kurz vor der Kehre, ich höre Stimmen aus dem Diesseits, Stimmen aus dem Off. Ich höre, wie du Luft holst. Ich höre, wie du ansetzt, etwas zu sagen. Ich höre, dass du etwas nicht sagen wirst. Ich höre deine Wimpern sachte schlagen. Ich habe Flügel an den Ohren. Ich höre dir zu.

Ich reiße mir die Lidhaare aus, eines nach dem anderen. Eines nach dem anderen, Wunsch für Wunsch, dich herbeigepustet. Wimper für Wimper, klimpernd im Rhythmus deiner Songs.

Und von jeder Wimper trieft ein Tropfen Selbstmitleid wie Samenflüssigkeit.

Unterscheide die falschen Wimpern von den echten, du kannst es.

Flageolett. Ich höre einen hohen Ton, Streichinstrument oder Flöte. Meine Wimpern ein Streichelinstrument deiner ... im Halbdunkel eines blickdichten Ruheraums. Ich ziehe sämtlichen Weltanschauungen Senkrecht-Lamellen vor, (keine Gitterstäbe), spähe durch die Spalten, ob du dich, und wie du dich und WIE du dich bewegst! Unverhofft. Im Schlagschatten dort, Sonnengestreift. Ich greife nach den weißen Tasten, die schwarzen lasse ich für diesmal aus.

- press my lips together, please! and blow -

Ich höre Federkerne knarzen. Ich höre Latexhüllen platzen. Ich höre serbisch-brasilianische Musik. Ich höre - was hast du gesagt? - ach, nichts - ach so. Ich sehe mich verhangen, Netzwerk fremder Wimpern. Eingefangen, anzufangen, fremde Wimpern einzufangen, aufzufangen: Liderliches, Fremdes, Licht.


Wie ich höre trägt der Wind die in Aufruhr ausgefallenen Wimpern davon. An jedem Härchen hängt ein beschriftetes Zettelchen. Jedes Zettelchen ein Hauptgewinn. Für den, der es fängt, oder diejenige, die das Härchen findet.

(Was auf den Zetteln steht, bleibt unter uns.)


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