Gisela Mueller

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Desperate Disparata
Eine Veranstaltung über das Disparate

Ist der Autor nicht mehr Schöpfer, sondern Initiator, Sammler oder Finder, entzieht er dem Rezipienten/User den gewohnten Halt. Was hält diesen nun dennoch fest in den disparaten Erzählungen? Wie ist nicht-linear gebaute SPANNUNG möglich? Diese Bindungskräfte zu bestimmen und deren Mechanismen und Gesetzen nachzugehen, ist Aufgabe einer "Dramaturgie diparater Erzählstrukturen". Dabei wären eine Menge Fragen zu beantworten: wie bestimmt sich die KONSEQUENTIALITÄT einer disparaten Erzählung? Wie konstituiert sich die BEDEUTUNG disparater Elemente und wie der SINN einer disparaten Erzählung? Welche Rolle spielt die ARCHITEKTUR des Erzählraums? Man kann die VERBINDUNGSOPERATIONEN zwischen disparaten Elementen auf einer Skala anordnen, die sich zwischen den Extremen Beliebigkeit ("Maschinenkunst") und Produktion/Auswahl und Anordnung durch den Autor/Sammler erstreckt.

Auch wissenschaftliche Forschungen beschäftigen sich mit den angesprochenen Themen, insbesondere in der Systemtheorie, Chaostheorie und Kognitionsforschung. Eine weiterführende Frage ist demnach die nach der Übertragbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse auf die Kunst. Eignen sich wissenschaftliche Theorien für die Begründung von künstlerischen Formen, d.h. hier für die Gestaltung von disparaten Erzählmustern, oder findet dabei eher ein metaphorisches Sprechen statt?

Schließlich weisen solche Fragestellungen auch über den ästhetisch-dramaturgischen Aspekt hinaus und lenken den Blick auf unsere eigene demokratische Verfassung. Zu fragen ist also nach jenem partizipatorischen, nicht-manipulativen Ansatz, der das Subjekt in seiner Einzigartigkeit mit anderen Subjekten in narrative Beziehungen zu setzen vermag.

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