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... HEIMATMUSEUM, Exponat Nr. 5 (26. November 2000)

Nr.5 Eine Odysee unternimmt man in der Regel, um nach langen Irrfahrten, stürmischen Überquerungen, abwegigen Erlebnissen, mehr oder weniger wohlbehalten an einen Ort zurückzukehren (oder dort anzukommen), den man für sein Zuhause hält. Der Weg führt dabei immer in die andere Richtung, sprich stadtauswärts. Das vermeintliche Ziel bleibt vage, unsicher, ob man es je erreicht, ist doch das eigentliche Ziel, aber davon weiss der Held noch nichts, eben jene Rückkehr; Ankunft. Zunächst aber Aufbruch ins Ungewisse, verbunden mit einer gewissen Angst: Heimatangst, so sagt er. Klar!
Und ich, Chronistin dieser Odyssee, besteige die Tram Nr. 20 nach Moosach. Vorbei am GOETHE INSTITUT, geschrieben mit großen goldenen Lettern auf postmodernem Grund, vorbei an der Borstei, am Westfriedhof, am Blumenladen mit Holland Blumen, Rosen zu einer Mark. Am Kleingartenverein NW 3 vorbei, an betonfarbenen Wohnquadern, an der Hugo-Troendlestraße, an Tommy's Stüberl und immer die Dachauerstraße entlang. Kurz vor der Endstation hätte ich gerne gefragt, wo es zum Güterbahnhof geht, aber da war nur die synthetische Stimme, weiblich, die einsame Straßenbahnpassagiere gerne in den Selbstmord treibt.

Nehme ich Bus 710, Multikulti Express. Dunkelhaariger, -äugiger Fahrer plaudert mit Fahrgast unter bayerischer Fönfrisur über die Ordnung, die er halten muss im Bus, über Söhne und Töchter, "wie der Herr, so's Gscherr", gibt er leicht akzentuiert spruchweis zum Besten. Glückliche Assimilanten. Türkische Familie samt Kids + McDonalds-Tüten steigen zu, blondes Mädchen samt afroamerikanischem Freund. Dann geht es los Richtung Karlsfeld, wieder Dachauerstraße, die kein Ende zu nehmen scheint.

Haltestelle Rangierbahnhof Nord.

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chlampe an alle