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... Bauch von Franzobel - 15. Mai 2002


Ventum Cervezia. Kleines Bierbauch-Brevier
von Franzobel

Brrr! Birra! Wie schon der Name sagt, kommt der Bierbauch vom Bier Cervezia. Vom Bier kommt viel, zum Beispiel Wurst und Teig und Fest und Arsch und Servus. Servus kommt von Cervezia, auch Servieren, Schweden, die Schweiz und Servicio, das Klo. Servus heißt übrigens auch nicht ich bin dein Sklave, sondern ich trink einen mit dir. Da ist der Bauch nur eine Randerscheinung, wenn auch eine hervorzuhebende. Ventum Cervezia, die Kapillarwirkung im Bauch, Oberflächenspannung in das Fleisch gehaucht, von allen Wörterbüchern (außer dem tschechischen) schändlich ausgespart, wird Bierbauch in keine andern Sprachen übersetzt. Pivobricho. Aber sonst? Englisch? Spanisch? Russisch? Nichts. Ist also der Brauch des sich einen Bierbauch antrinkens ein deutsches Phänomen? Keineswegs. Auf der ganzen Welt gilt, daß das Familiensilber nirgenwo besser angelgt werden kann als in einem stabilen hausgemachten Bierbauch. Gut, auch dieser ist gelegentlichen Schwankungen unterworfen, aber verglichen mit Wertpapieren, Immobilien oder Sparbuchkursen gilt der Bierbauch als stabil. Von seinen Werten können der Dax oder der Dowjones noch nicht einmal träumen. Die Bierbauchbörse ist stabil.

Nun gibt es aber Menschen und Heilige, die noch nie in ihrem Leben ein Bier getrunken, und trotzdem einen Bauch bekommen haben. Man denke nur an Buddah. Buddah hat in einer Zeit gelebt, in der es vermutlich überhaupt noch kein Bier gegeben hat, und wenn, dann höchstens ein sich an kein Reinheitsgebot haltendes Reisbier. Trotzdem ist Buddah der erste uns bekannte Bierbauchträger. Auch einen schönen Busen hat er, aber der gilt nicht. Denn nach wie vor gibt es auf der ganzen Welt keine einzige Darstellung Buddahs mit einem Glas Bier oder einem BH. Dabei ist gerade im Buddhismus verdächtig oft von Eröffnung und anflascheln die Rede.

Die alten Ägypter kannten zwar das Bier, brachten es aber trotz angestrengtester Versuche nicht und nicht zuwege, sich einen Bierbauch wachsen zu lassen. Kein Wunder also, daß sie gaga gegangen sind. Der Zusammenhang zwischen Bierbauch und Verdauung ist noch immer unerforscht. Es steht aber zu vermuten, daß Bierbauchträger einen besonders kleinen Schließmuskel besitzen, und somit aufgehen wie ein Luftballon. Aber wie gesagt, diese Theorie ist noch unbewiesen, und Bierbauchträger mit Kleines Arschlocherl zu begrüßen, empfiehlt sich so oder so nicht. Zumal die Schlagkraft ihrer Arme infolge der exzentrischen Gesetze der Mechanik in Kombination mit dem Ventum eine Vektorenwucht ungeahnten Außmaßes annehmen kann.

Das und die Herrschaft Dschingis Kahns, was übersetzt nichts anderes bedeutet als der Bierbäuchige, dürfte der Grund sein, daß sich alle uns bekannten Völker intensiv um das Geheimnis Ventum Cervezia bemühten. Aber selbst die Griechen, denen wir Logik, Raum und Pizzabrot verdanken, kamen nicht dahinter. Sie sind von den römischen Pankrätzen und den europäischen Unionszechern mit den Helmut-Kohlmeisenwampen mühelos verdrängt worden. In ganz Europa haben sich die Bierowaren durchgesetzt. Noch heute zeugen Ortsnamen wie Lahti, Wladiwostok, Schwäbisch Hall, Palermo oder Breitling von diesem Siegeszug der Panbieranen.

Die gesamte Kulturgeschichte ist eine einzige Erfolgsstory des bierhältigen Bindegewebes. Man kann sagen, daß die australischen Aporigines ebenso im wörtlichen Sinne mit schwitzender, angefeuchteter rosa Bauchhaut überlappt worden sind wie die kiffenden nordamerikanischen Indianer. Ganz Asien und Afrika wurde weggetaucht. Und sogar der sich lange behauptende südamerikanische Maisbierbauch war gegenüber der abendländischen Gerstenwampe ohne Chance.


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... Was aber ist der Bierbauch nun genau?


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